Gesmold I Meller Kreisblatt vom 06. März 2019
Deftiges aus Küche und Bütt genossen rund 200 Besucher beim „Gessem Dienstag“ im Meller Stadtteil Gesmold. Im Saal Kellersmann lockte die Traditionsveranstaltung mit frechen Spitzen, visionären Aus- und kritischen Rückblicken.
Zum 19. Mal begrüßte die CDU Gesmold mit vielen interessierten Besuchern zugleich die Politprominenz aus Stadt und Landkreis und natürlich den Utroper 2019. Den kennzeichnenden Papierhut nahm er zwar schnell wieder ab. An launigen Sprüchen und treffenden Spitzen ließ es Frank Finkmann – im außerkarnevalistischen Leben Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Melle – jedoch nicht fehlen.
Mit viel Humor und einer ordentlichen Prise Selbstironie nahm er in der Bütt das Bankwesen, den Fachkräftemangel und die deutsche Regulierungswut auf’s Korn. Heiter gereimt traf anschließend seine Analyse der Situation vor Ort ins Schwarze. Zwar ist Gesmold eigentlich ein echter Musterstadtteil, der in der Vergangenheit Etliches auf den Weg gebracht hat. Immerhin sind Schloss, Kirche, Sportplatz und Brauerei „von Gesmoldern erdacht und von Gesmolder gebaut“. Mit der Bautätigkeit der Gegenwart hapert es allerdings.
„Das Bauerweiterungsland bleibt fest in Eigentümerhand“, stellte Finkmann fest. Die vergnügt lauschenden Besucher ließ er auch gleich an den drohenden Folgen teilhaben: Viktoria Gesmold schrumpft auf die Abteilung Rehasport zusammen. Der mühsam erarbeitete Kunstrasen landet in handlichen Stückchen im gelben Sack. Und die Feuerwehr kommt künftig mit dem Rollator zum Einsatz. Zum Glück geht es mit entsprechenden Bauplätzen auch anders. Sein Fazit schrieb der Utroper nicht nur den Besuchern im Saal ins Stammbuch: „Nicht alles, was zählt, kann man zählen.“
Manchmal allerdings verlangen die Herausforderungen der Gegenwart kreative Lösungen. Die servierte nach deftigem Grünkohl als heiter-leichtes Dessert die stellvertretende Bürgermeisterin Christina Tiemann. In Sachen Verkehr sind die leidgeprüften Wellinger Nachbarn dabei um innovative Ideen nicht verlegen: „Ab 18 Uhr ist bei der Einfahrt ins Dorf nur noch Bikesharing erlaubt“, verriet die Rednerin und lüftete damit zugleich das wahre Geheimnis der roten Fahrräder an den Straßenrändern. Den Gesmoldern bescheinigte sie unterdessen unaufgeregte Entschlossenheit: „Was sie wollen, bekommen sie.“
Für den Hochwasserschutz gilt das eher nicht: „Es wird diskutiert und nichts passiert“, mahnte Ortsratsmitglied Christian Haferkamp. Task-Force-Hilfe aus Melle soll es nun richten. Zumindest ist ein neues Domizil für die Feuerwehr kein reiner Wunschtraum mehr. Einen Hinweis könne er, so Haferkamp, aber nicht lassen: „Die Feuerwehrautos müssen reinpassen.“ Musikalisch verpackt ließen es auch die „Gessem Five“, die eigentlich „Gessem Seven“ heißen müssten, am Humor nicht fehlen.
Über die Ursprünge der närrisch guten Laune machte sich der CDU-Kreisvorsitzende Christian Calderone seine ganz eigenen Gedanken. Schließlich haben Köln, Mainz und Düsseldorf als echte Karnevalshochburgen ihre jecken Gene den Römern zu verdanken. Die eindeutige Schlussfolgerung: Auch in Gesmold muss Rom seine Spuren hinterlassen haben.
Der „Gessem Dienstag“ wird daher auch in Zukunft als Kultveranstaltung einen festen Platz im karnevalistischen Terminkalender des Ortes haben. Darauf ein dreifaches „Gessem helau“!