Quakenbrück I Pressemitteilung vom 06. Februar 2023

Die Johanna-Glocke der Pfarrkirche St. Marien in Quakenbrück läutete von 1925 bis 1959 im Kirchturm der katholischen Kirche. Danach galt sie über viele Jahrzehnte als verschollen. Vor einigen Tagen tauchte sie dann wieder auf und soll in naher Zukunft eine neue Aufgabe erhalten.

Die in der auch heute noch existierenden Glockengießerei „Petit & Gebr. Edelbrock“ in Gescher in Westfalen gegossene Glocke war ausweislich der Inschrift auf der Glocke ein „Geschenk des Herrn Wilhelm Menke und seiner Ehefrau Anna, geb. Orthofer in Cincinnati und seiner Mutter Johanna, geb. Appelmann in Quakenbrück“. Ebenfalls als Inschrift auf der Glocke zu finden ist die Jahresangabe „A 1925“.

„Die Firma Wacker schenkt die Glocke der Stadt Quakenbrück in Erinnerung an den verstorbenen Inhaber Wilhelm Wacker,“ sagte Betriebsleiter Uwe Meyerrenken im Beisein der Ratsmitglieder Detlef Bülow und Christian Calderone. Beide hatten sich dafür eingesetzt, die Glocke der Stadtgesellschaft wieder zur Verfügung zu stellen. Der Stadtrat hatte dazu in der Vergangenheit bereits einen Beschluss gefasst, dass im Bereich des zukünftigen Europa-Quartiers einen Glockenturm mit einer „Friedensglocke“ errichtet wird. Diese wird dann an besonderen „Friedenstagen“, wie dem „Internationalen Friedenstag“ oder dem „Tag der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz“, läuten.

Die der Heiligen Johanna gewidmete Glocke – der Name findet sich auf dem oberen Glockenfries – ist damit eine Zeugin der „Weimarer Zeit“. Sie gehört zur zweiten Glockengeneration, die im Turm der katholischen Kirche läutete. Es war jenes, welches eben auf der Spende des Quakenbrücker Auswanderers Menke basierte, der 1907 in die USA emigrierte und es dort zu Wohlstand brachte. Die ersten Glocken, gegossen 1874, wurden am 28. September 1917 wieder aus dem Turm entfernt, um zur Herstellung von Kanonen im Rahmen des Ersten Weltkrieges verwendet zu werden. Das zweite Geläut der St.-Marien-Kirche bestand aus drei Glocken, die in dieser Kombination nur 15 Jahre läuten sollten – dann wurden die beiden größeren Glocken wiederum als „Materialspende“ für den Zweiten Weltkrieg entfernt. Zurück blieb nur die kleinste Glocke, eben jene der Heiligen Johanna, die nun wieder auftauchte und rund 800 kg wiegt. Sie sollte immerhin bis 1959, als dann die dritte Glockengarnitur des letzten Jahrhunderts in den Turm von St. Marien eingebaut wurde, ihren Dienst tun.

Nach Aussage von Bülow und Calderone ist die Glocke ein Zeugnis der unfriedlichen und kriegerischen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und eignet sich deshalb heute als mahnendes Zeugnis für den Frieden. Das Symbol der Friedensglocken ist nicht so einmalig – deutschlandweit, europaweit und auch in der Welt gibt es zahlreiche Glocken, die mit ihrem Geläut zum Frieden aufrufen.

Bildunterschrift:
Vor-Ort-Termin in der westlichen Neustadt in Quakenbrück: im Beisein von Betriebsleiter, Uwe Meyerrenken begutachten, Detlef Bülow (links) und Christian Calderone (rechts) die Johanna-Glocke.