Damme I Oldenburgische Volkszeitung vom 29. Oktober 2017
Seine Pause nutzte der 40-Jährige, um mit Vertretern aus der Pflege über die aktuelle Situation zu sprechen. Diese schilderten ihm, wie sich die Anforderungen in der Branche geändert haben.
In ungewohnter Kleidung war der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Calderone gestern im Seniorenwohnheim „Haus am Ohlkenberg“ in Damme anzutreffen. Der 40-Jährige unterstützte Pflegekraft Tobias Hartmann in der Frühschicht. „Ein bisschen fühle ich mich an meinen Zivildienst erinnert“, sagte Calderone.
In der kurzen Frühstückspause trafen sich der Landtagsabgeordnete und Pfleger Hartmann zum Gespräch mit Werner Westerkamp, Geschäftsführer der Stiftung Maria Rast, den Leiterinnen des Pflegedienstes Monika Powell und Monika Wittmann, Stefan von Lehmden, Geschäftsführer der Sozialstation St. Elisabeth sowie Natalie Schwarz, der Vorsitzenden des Sozialausschusses des Dammer Stadtrates.
Die Nachfrage nach Pflegeplätzen steige stetig, so Westerkamp. Hartmann sagte: „Die Verweildauer der Bewohner wird kürzer.“ Das liege auch am Ausbau der ambulanten Pflegeangebote, erläuterte Stefan von Lehmden. Nach dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ sei das Ziel, dass die Pflegebedürftigen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können.
Eine Herausforderung, sagte Westerkamp, sei die zunehmende Zahl Demenzkranker. „Das fordert auch die Pflegekräfte heraus, wenn sich durch die Krankheit das Verhalten oder sogar die Persönlichkeit verändert.“ Von Lehmden sagte dazu: „Um das Angebot an Pflegeleistungen weiter auszubauen, müssen die Versicherungsbeiträge steigen.“ Westerkamp betonte dabei, dass die Pflegesätze mittlerweile direkt mit den Kassen verhandelt werden können. „Dadurch ist es möglich, kostendeckende Zahlungen zu vereinbaren.“
Calderone zeigte sich beeindruckt von der Vielzahl an Aufgaben, die Pflegekräfte wie Hartmann zu erledigen hätten: „Da steckt weit mehr als satt und sauber dahinter.“ Er sprach außerdem das Thema Patientensicherheit an, mit dem er sich in einem Sonderausschuss des Landtages zum Fall Niels H. auseinandergesetzt hatte. Powell sagte dazu: „Es ist wichtig, dass Pflegekräfte eigene Schwächen offen zugeben können.“
Wittmann erzählte beispielhaft von einer Patientin, die sie gefragt habe, ob denn nicht jemand anders kommen könne. „Es gibt Bewohner, bei denen ich nach ein, zwei Tagen Ablösung brauche“, sagte auch Hartmann. Das Entscheidende sei, eine Diskussionskultur zu schaffen, so Calderone Eindruck. Dazu gehörte zum Ende seines Einsatzes auch die Übergabe an die nächste Schicht. „Der Austausch mit den Kollegen ist wichtig“, sagte Hartmann. Nur so könne die Qualität und auch die Kontinuität im Umgang mit den Pflegebedürftigen gesichert werden. Das, so Schwarz, stehe zurecht im Vordergrund: „Die Wünsche der zu Pflegenden sollen so weit wie möglich erfüllt werden.“