Badbergen I Bersenbrücker Kreisblatt vom 08.09.2015
Im vergangenen Monat feierte die Badberger Bauerschaft Grönloh ihr 775-jähriges Bestehen, jetzt folgte die Bauerschaft Wulften, direkt vor den Toren Badbergens gelegen, und lud zur 775-Jahr-Feier auf den Hof Gervesmann ein, der bereits vor 25 Jahren Gastgeber der 750-Jahr Feier gewesen war. Im Jahre 1240 wurde Wulften erstmals erwähnt –- im Tafelregister des Bischofs von Osnabrück.
Die Jubiläumsfeier hatte der von Eckhard Meyer zu Devern geleitete Festausschuss vorbereitet, in dem sich sechs Familien engagierten. Eröffnet wurde der Festakt am Wulfter Stein mit einem Vortrag des Badberger Heimatvereinsvorsitzenden Herbert Schuckmann, der aus der Festrede zur 750-Jahr-Feier zitierte, die damals der Historiker und „Wulfter Junge“ Rolf Berner gehalten hatte.
Zu Wort kamen auch Bürgermeister Dietmar Berger und der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Calderone, der auf die identitätsstiftende Bedeutung der Heimat und der Dörfer verwies. Aktuelle Problemstellungen wie der mögliche Verlauf der geplanten neuen Hochspannungstrasse östlich von Badbergen müsse die Politik gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung bewältigen. „Ich sehe unsere Aufgabe darin, die Interessen der Region zu vertreten“. Dietmar Berger lobte den Einsatz und den Zusammenhalt der Landbevölkerung. Dieses ehrenamtliche Engagement werde auch bei den beiden 775 Jahr-Feiern von Grönloh und Wulften deutlich.
Bei kühlem und unbeständigem Wetter fanden die Diele der Familie Gervesmann und ein auf dem Hof aufgebautes Zelt den Zuspruch der Besucher, die sich bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen stärken konnten. Unterhalten wurden die Gäste von den Gehrder Beekenquakers, die neben Volksliedern und Eigenkompositionen auch plattdeutsche Lieder, Shantys und aktuelle Schlager sangen.
1240 hatte der Bischof von Osnabrück, dem in Wulften die Höfe Gerwesmann, Helmert, Mengert und Soneke gehörten, ein Tafelregister erstellen lassen. Aus diesem Verzeichnis des Landesherrn war zu ersehen, welche Höfe zum kirchlichen Besitz zählten und wie viel Getreide und Vieh sie abzuliefern hatten.
Wulften wird in den ältesten Urkunden stets als Wulveten bezeichnet und bedeutet Wolfsheide (ein Gebiet, in dem es Wölfe gibt). Auch das Wappen des Rittergeschlechts von Wulften führte den Wolf als Wappentier.
Sechs Jahrhunderte später gab es in Wulften 35 Heuerhäuser, 1858 waren es 25 und 1945 noch 19. Heuerleute bildeten auf dem Lande die unterbäuerliche und besitzlose Schicht. Viele betrieben einen Nebenerwerb wie die Garnspinnerei zur Leinenherstellung oder arbeiteten als Saisonkräfte in den Niederlanden (Hollandgänger). Andere wanderten aus Armut nach Nordamerika aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, einhergehend mit dem einsetzenden Strukturwandel in der Landwirtschaft, fand die Landbevölkerung in der Industrie neue Arbeitsplätze.
1972 wurde Wulften als politische Gemeinde aufgelöst und Ortsteil der neuen Gemeinde Badbergen. 1722 wurden in Wulften 317 Einwohner registriert, 1972 lebten im 588 Hektar umfassenden Wulften 325 Einwohner.